Steigende Bedarfe, gefährdete Arbeit: Auf Grundlage seiner jährlichen Netzwerk-Umfrage veröffentlichte der Bundesverband Queere Bildung aktuelle Zahlen zur queeren Bildungsarbeit in Deutschland. Viele lokal bzw. regional aktive Gruppen berichten darin von steigender Nachfrage angesichts zunehmender Queerfeindlichkeit, auch im Bildungsbereich. Strukturelle Herausforderungen führen jedoch dazu, dass nicht alle angefragten Veranstaltungen durchgeführt werden können – Teilnehmenden- und Veranstaltungszahlen gehen leicht zurück. Rund 44.000 Jugendliche/junge Erwachsene und rund 10.000 Fachkräfte nahmen 2024 an Angeboten der queeren Bildungsarbeit teil.
„Antidiskriminierungsarbeit ist vielleicht so gefragt wie nie,“ erklärt Dr.in Lisanne Heilmann, Vorständin des Bundesverbands Queere Bildung, anlässlich der Veröffentlichung. „Immer mehr Bildungseinrichtungen sind sich dessen bewusst, dass auch in ihren Klassen und in ihrem Kollegium, queere Menschen vertreten sind. Und sie wollen ihrer Aufgabe gerecht werden, für alle ein positives Lernumfeld zu schaffen. Gleichzeitig schlägt sich der allgemeine gesellschaftliche Trend zunehmend offensiver geäußerter Queerfeindlichkeit auch hier nieder. Neben dem Bewusstsein über die eigene Verantwortung steigt also auch der akute Bedarf.“ Ca. ein Drittel der Befragten gaben an, zunehmende Anfragen zu erhalten.
Gleichzeitig, so Heilmann, verfügten viele Mitglieder des Bundesverbands nicht über ausreichende Ressourcen, um den Anfragen an sie gerecht zu werden. Obwohl viele Angebote auf ehrenamtlicher Basis umgesetzt werden, kämpften sie mit Einschnitten in der finanziellen Förderung: „Auch an unseren Ehrenamtlichen geht nicht spurlos vorbei, dass sie zunehmend mit offenem queerfeindlichem Hass konfrontiert werden. Damit sie das auffangen können, brauchen sie fundierte Ausbildung, Begleitung durch hauptamtliches pädagogisches Personal und regelmäßige Fortbildungen. Wo öffentliche Fördergelder gekürzt werden oder ausbleiben, wirkt sich das direkt auf unsere Angebote aus.“
45 Projekte berichteten davon, 2024 gelegentlich oder häufiger Anfeindungen erfahren zu haben. 16 gaben sogar an, dass diese Erfahrungen regelmäßig vorkommen. Die Erfahrungen reichen dabei von Anfeindungen durch Teilnehmende der Bildungsveranstaltungen bis hin zu politischen/medialen Angriffen auf die Arbeit der Organisation als solche.
Beteiligt haben sich an der Umfrage 63 der 84 Initiativen, die im Netzwerk des Bundesverbands Queere Bildung organisiert sind. Aktive Projekte gibt es aktuell in allen 16 Bundesländern, in der Umfrage vertreten sind Perspektiven aus allen Bundesländern mit Ausnahme von Thüringen.
Kernzahlen der Befragung
Den ausführlichen Bericht finden Sie hier:
Kontakt
Rebecca Knecht
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
rebecca.knecht@queere-bildung.de
0155-65224612
Die Jahresumfrage im Netzwerk queerer Bildungsarbeit ist ein Angebot des Projekts „Selbstverständlich Vielfalt – Kooperationsverbund für sexuelle, romantische und geschlechtliche Selbstbestimmung“ und wird im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ durch das Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) gefördert. Für inhaltliche Aussagen und Meinungsäußerungen tragen die Publizierenden dieser Veröffentlichung die Verantwortung.
